Hallo Dennis,
Du bist u. a. Geschäftsführer der Atlas Solutions Protection and Training GmbH. Auch bist Du in den sozialen Medien sehr aktiv. Oft berichtest Du mit interessanten Bildern und Videos über Deine Ausbildertätigkeit. Der eine oder andere Beitrag legt aber auch den Finger in die Wunde, wenn Du über das Sicherheitsgewerbe sprichst. Würdest Du Dich vielleicht für alle diejenigen, die Dich bis jetzt nicht kennen, kurz vorstellen?
Antwort:
Hi Christopher,
ich bedanke mich erst einmal recht herzlich für die Einladung und das ich hier mit dir das Interview zusammen gestalten kann.
Ich bin 39 Jahre alt und eigentlich ein Kind der Behörde. Ich bin mit 19 zur Bundeswehr und anschließend zur Bundespolizei. Nach einer Abordnung zum BKA entschloss ich mich selbstständig zu machen und eine Sicherheitsfirma zu gründen. Neben der Selbständigkeit war ich Security Manager bei Zalando und habe eine Akademie für Themen aus der Sicherheitsbranche.
Lass uns direkt in die Tiefe gehen: Vor einigen Wochen war ich auf einem Stadtfest, bei dem ein privater Sicherheitsdienstleister für Sicherheit und Ordnung auf dem Festgelände gesorgt hat. Einer der Mitarbeiter war mit mehr „taktischen“ Utensilien am Gürtel ausgestattet als mancher Polizist. Glaubst Du, dass wir Mitarbeiter von privaten Sicherheitsdiensten im Umgang mit taktischem Vorgehen/Verhalten ähnlich wie Behörden schulen sollten?
Antwort:
Zuallererst möchte ich dazu sagen, dass ich hoffe, dass der Mitarbeiter an allen Utensilien ausgebildet ist und diese auch anwenden kann.
Taktisches Vorgehen hört sich so an, als wäre das einer Behörde zugeordnet. Jedoch gibt es Lagen, wo auch Sicherheitskräfte koordiniert, strukturiert und professionell agieren müssen. Daher bin ich dafür, dass Sicherheitspersonal nicht wie Behörden geschult werden aber ähnlich. Denn in Bereichen der Evakuierung, medizinischen Versorgung oder auch in der Begleitung von Polizisten etc. macht es Sinn als Security zu verstehen, was hier gerade passiert und nicht selbst zu einer Belastung der Einsatzkräfte wird.
Du bietest u. a. einen zweiteiliges Personenschutz-Seminar. Personenschutz wird oftmals als „Königsdisziplin“ in der privaten Sicherheitsbranche bezeichnet. Mitarbeitende im Personenschutz müssen über bestimmte persönliche Merkmale und Charaktereigenschaften verfügen. Welche sind das Deiner Meinung nach?
Antwort:
Ich versuche mich hier mal kurz zu fassen, aber das wird nicht einfach.
Ja, das stimmt. Personenschutz wird oft als eine der anspruchsvollsten Disziplinen in der privaten Sicherheitsbranche angesehen. Um erfolgreich im Personenschutz zu arbeiten, müssen Mitarbeitende über bestimmte persönliche Merkmale und Charakter verfügen. Dazu gehören unter anderem ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, Flexibilität, Verantwortungsbewusstsein und Selbstbeherrschung.
Zu den persönlichen Merkmalen, die für eine erfolgreiche Tätigkeit im Personenschutz entscheidend sind, zählen auch beispielsweise ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, Stressresistenz, Durchsetzungsvermögen sowie ausgeprägte soziale Kompetenz und körperliche Fitness.
Charakterlich sollten Mitarbeiter im Personenschutz außerdem über Loyalität, Diskretion und Verantwortungsbewusstsein verfügen. Sie müssen jederzeit bereit sein, Risiken einzuschätzen und schnell zu handeln, um ihre Schutzbefohlenen effektiv zu schützen.
In unserem Seminar vermitteln wir daher nicht nur praktische Fähigkeiten, sondern auch theoretisches Wissen zur Einschätzung von Risiken sowie zur professionellen Kommunikation mit Kunden und anderen Beteiligten.
Unser Ziel ist es, unseren Teilnehmern alle notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, um erfolgreich im anspruchsvollen Bereich des Personenschutzes arbeiten zu können.
Personen- bzw. Begleitschutz ist ein spannendes Thema. Im Internet finden sich unzählige Reportagen über die Ausbildung zum Bodyguard. Die Kosten für eine solche Ausbildung wird in Einzelfällen sogar durch Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit und den Jobzentrum übernommen. Wie siehst Du die Job Chancen in diesem Bereich für die Mitarbeitenden, die eine solche Ausbildung bei einem privaten Bildungsträger absolviert haben?
Antwort:
Das A und O ist ein Netzwerk. Ohne ein Netzwerk und ohne gute Empfehlungen ist es sehr schwer in diesem Bereich Fuß zu fassen. Oftmals wird auch ein behördlicher Hintergrund verlangt. Es ist nicht unmöglich aber verdammt schwer im Personenschutz seinen Lebensunterhalt dauerhaft zu verdienen.
Wir alle kennen das Bild vom typischen Personenschutz. Wenn wir an Bodyguards denken, sehen die meisten von uns Kevin Costner und Whitney Houston. Man reist im Privatjet mit dem VIP durch die Welt und sieht die schönsten Orte dieser Welt. Ist das so? Beschreib uns doch bitte einmal den typischen Arbeitstag eines Mitarbeitenden im Personenschutz.
Antwort:
Zum Glück gibt es keinen typischen Alltag im Personenschutz. Aber man muss sich oft mit sich selbst beschäftigen können und nicht dem Handy spielen verfallen. Man muss auch lernen zu warten. Man ist halt in dem Alltag anderer Personen integriert. Das ist schwierig und muss man wollen. Es kann lange Tage, wenig essen und wenig Schlaf bedeuten. Die eigenen Bedürfnisse stehen hinten an.
Wer seine Gesundheit oder sogar das Leben für jemand anderes riskiert, lebt doch bestimmt privat finanziell sorgenfrei. Warum sollte man sonst ein so hohes Gut wie die eigene Gesundheit oder das Leben riskieren. Kannst du uns vielleicht einmal etwas zu den Verdienstmöglichkeiten sagen?
Antwort:
Der Verdienst variiert. Es kommt immer darauf an, wer hinter dem Auftrag steht. Steht ein Unternehmen dahinter? Ist man Freelancer oder Festangestellter?
In der Regel kann man 60.000 – 90.000€ brutto im Jahr verdienen.
Sicherheitsunternehmen und Personen, die was von der Tätigkeit Personenschutz verstehen, wissen wie man kalkuliert und diese Dienstleistung nicht zu Dumpingpreisen anbietet.
Du bildest nicht nur im Bereich Personenschutz Mitarbeitende aus, sondern auch in anderen Bereichen, die einem Außenstehenden viel Einblick in das Thema „taktisches Verhalten“ geben. Aufgrund Deines behördlichen Backgrounds besteht die Gefahr, dass hier eventuell Wissen weitergegeben wird, das nicht für jedermanns Ohren geeignet ist. Wie stellst Du im Rahmen der Seminarvorbereitungen sicher, dass du nur charakterlich geeignete Teilnehmer in diesen Seminaren begrüßt?
Antwort:
Da sprichst du ein sehr gutes Thema an. Wir haben unsere Möglichkeiten Personen zu überprüfen (legal). Und die Themen sind klar zielorientiert. Personen, die eine gewisse Thematik nicht benötigen, bekommen dazu auch keinen Zugang.
Lieber Dennis ich möchte mich herzlich für Deine Zeit und deine Antworten bedanken. Ich freue mich schon, wenn sich unsere Wege wieder kreuzen. Als Kollege schätze ich deine Meinungen sehr. Gibt es noch etwas, was du uns gerne noch mit auf den Weg geben möchtest?
Antwort:
Ich danke dir für die Fragen und ich freue mich immer auf den Austausch mit dir. Bis zum nächsten mal.